Eine Sammlung zum Thema Zahlen von Dr. Michael Stelzner

18 und ihr geometrisches Erscheinen

(18+Geometrie.docx)

Wenn die Zahl 18 ein Archetyp ist, dann begegnen wir ihr auch in der Grundkonstitution der Natur. Sie dort aufzuspüren, ist Gegenstand der Naturwissenschaften, die auf den Zahlen und der Geometrie beruhen. Die Geometrie bietet sich insofern an, das Wesen der Zahl 18 auf objektive Weise zu erfassen. Mit anderen Worten: Wir suchen nach einem geometrischen Gleichnis, das uns vom Wesen der Zahl 18 berichtet.

Abb. Pythagoras
Das pythagoreische Dreieck der Seitenlängen 3, 4 und 5 symbolisiert die Konstitution des Bewusstseins (5) als die rechte Verbindung von Geist (3) und Substanz (4).

Der Aufsatz setzt die Kenntnis der triadischen Zahlenordnung voraus. Insbesondere setzt er das Wissen um die alles durchdringende Polarität voraus, ohne die keine Existenz möglich ist. Unter den allgegenwärtigen Polaritäten ist die von Geist (3) und Substanz (4) diejenige, welche das vernunftbegabte Bewusstsein (5) besonders herausfordert. Um Geist und Substanz als ein zusammengehöriges Ganzes zu sehen, ist die triadische Sicht, wie sie uns das Gleichnis vom pythagoreischen Dreieck der Seiten 3, 4 und 5 liefert, notwendig. In ihm befindet sich – allgemein unbekannt – der Einheitskreis (r = 1), der in seiner Funktion die Polarität von Geist und Substanz in „rechter Weise“ (rechtwinklig) in Form der zwei Katheten aufspannt. Dieser Einheitskreis und seine Botschaft über das Wesen der Zwei stehen hinter jeder Existenz.

 

Um die Entwicklung der Polarität bis zu ihrer Erscheinung in der 18 zu verfolgen, starten wir unsere Betrachtung beim eigentlichen Ursprung, den „Sprung“ der Zwei aus der Eins. Die aus der 1 entspringende 2 erzeugt die Polarität der beiden ersten Archetypen  (1—2), die wir aus der uns gewohnten linearen Logik heraus als einen Gegensatz wahrnehmen. Unsere Wahrnehmung ist dabei geprägt von unserer Erfahrung mit dem Zahlen- und Zeitstrahl, der den Eindruck von einem Anfang und Ende vermittelt. Die daraus erwachsene Vorstellung der Begrenzungen in Form vom Nichts (Null) und der Unendlichkeit nehmen unser Denken gefangen. Das lineare Denken stürzt uns immer wieder in ein Dilemma. Sein Ziel ist sein Überwachsen durch ein Höheres. Das geschieht in der Trias.

 

Abb. Ouroboros
Die Geometrien des Dreiecks und des Einheitskreises symbolisieren die Verbindung (3) der scheinbaren Gegenpole 1 und 2 und die Verbindung der Dimension der Linie mit der Dimension der Fläche.

In welcher Beziehung das lineare Denken zum triadischen Denken steht, soll das nachstehende, einfache geometrisches Gleichnis der Abb. Ouroboros verbildlichen. Das lineare Sein kann man sich demnach als eine Existenz vorstellen, die an eine feste Dimension gebunden ist, analog einer Schlange, die sich ihrer Natur nach kriechend fortbewegt. Sie hat nicht das Vermögen, sich über den Erdboden zu erheben. Das Potential des Erhebens ist der Vorzug eines die Linearität überschreitenden, höheren Bewusstseins. Ein Bewusstsein, das die Polarität nicht mehr nur als einen unvereinbaren Gegensatz wahrnimmt, sondern dank der Existenz eines Dritten die Pole im Sinne der „vorgeborenen“ Eins und Ganzheit miteinander verbindet, erschließt eine neue Dimension. Sie wird im Bild des Ouroboros sichtbar, einer Schlange, welche sich in den Schwanz beißt und so einen Kreis formt. Viele religiöse Erzählungen und Mythen bedienen sich dieses Bildes, wenn sie davon berichten, wie zwei unterschiedliche Dimensionen von Bewusstsein aufeinanderstoßen. Das gegenseitige Unverständnis schlägt sich im Bild der gefürchteten, weil unberechenbaren Schlange nieder. Die (Er)Lösung liegt in der zum Kreis geformte Schlange. Sie sprengt die alten Vorstellungen und eröffnet eine neue Ebene. Im Kreisgleichnis entsteht aus der Verhaftung in der Linie sodann die Fläche.

 

Was uns die neue Dimension zu berichten hat, das verrät die Geometrie: Die neue Dimension konnte nur durch die Beachtung der „erstgeborenen“ Eins, dem Symbol für Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit entstehen. Unter ihrer Regie werden die einst gespaltenen Pole Anfang (1) und Ende (2) wieder zu einer Einheit zusammengeführt. Im Bild entsteht der Einheitskreis, der das archetypisch erste aller denkbaren Dreiecke aufspannt. Um dieses äußere Dreieck, das die Zahl 3 ins Bild setzt, wirklich umfänglich zu verstehen, müssen wir einen detaillierten Blick auf den Einheitskreis werfen. Er verrät uns das Wesen der Zwei, das für alles weitere Verstehen notwendig ist und das uns immer wieder in „Zwiespalte“ stürzt.

Im Einheitskreis, dem Symbol für den Geist von Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit befindet sich exakt das Quadrat mit der Fläche 2. Diese Beziehung kann nicht überschätzt werden! Sie berichtet uns von der eigentlichen „Quadratur des Kreises“ bzw. darüber, warum sie nicht in der Form existieren, wie sie von einer linearen Logik angenommen wird. Die Zwei ist der Archetyp des Anderen, der Archetyp des Bruches. Sie bricht in vollkommener Weise mit der Eins und lässt eine simple Gleichsetzung nicht zu. Für diesen Bruch steht die 2. Alles was existiert, das existiert durch den archetypischen Bruch. Der Bruch ist etwas völlig anderes als die Einheit. Er vermag aber nicht, ihre Vorherrschaft zu zerbrechen! Die Einheit führt nach wie vor in allen Existenzen die Regie. Die Zwei ist in der Eins gefasst in Form einer dauerhaften Versicherung. Mit anderen Worten: Alles aus der Zweiheit Entspringenden existiert INNERHALB der Einheit. „IM Anfang schufen die Götter die Himmel und die Erde“ (Gen1:1).

 

Dieses alles entscheidende Ursprungsbild von Einheit und Zweiheit und ihrer innigen Verbindung lässt sich auf vielfältige Weise entfalten. Die Religionen tun das durch Erzählungen, hinter denen die Archetypen und die Geometrie stehen. Ich möchte hier ein geometrisches Gleichnis vorstellen, in dem zudem das Zusammenwirken von Geist (3) und Substanz (4) ersichtlich wird.

Abb. 18
Der Einheitskreis schließt die Welt der Polarität ein, die ihrerseits fortlaufend Geist und Substanz hervorbringt. Die 18 verbindet den vielfältigen Geist der wechselnden Substanzen mit dem Ursprungsgeist – dem Einheitskreis.

 

Das Symbol für das Konkrete, für die manifestierte Substanz ist die Zahl 4 bzw. das Quadrat. Das Symbol für den vollkommenen Geist ist die Zahl 3 bzw. der Kreis oder das Dreieck. Letzteres ist es in seiner die Gegensätze verbindenden geradlinigen Bestimmung und Funktion. Hier möchte ich der geometrischen Beziehung von Kreis (3) und Quadrat (4) nachgehen.

 

Das Geheimnis der Vierzahl, das in der christlichen Tradition als Logos bezeichnet wird und die Vereinigung der Gegensätze im ganz Konkreten (4) beschreibt, soll hier nicht weiter erklärt werden. Hier soll die Feststellung reichen, dass jede konkrete Existenz eine Existenz in der Vierheit (Quadrat) ist. Diese Aussage kann man auch aus der heute vorherrschenden materialistischen Sicht oder aus der Weltsicht des Aristoteles heraus, die das Weltbild maßgeblich geprägt hat, teilen.[1] Ich beginne die Betrachtung der Wirklichkeit deshalb aus der Perspektive des Quadrats. Das wird vom Ursprungskreis, dem Einheitskreis umfasst. Der Mensch findet sich, einschließlich seines Geistes in dieser Vierheit wieder. Seine Erfahrungen sind Erfahrungen innerhalb dieser Vierheit. Den Geist, den er entwickelt, der geht aus dieser Vierheit hervor. Diese Art Geist ist nicht identisch mit dem Ursprungsgeist des Einheitskreises, obwohl er ein Abbild von ihm ist. Dieser Geist basiert auf der Substanz (4). Er ist also ein Produkt dieser Substanz, analog dem Geist, der von unserer Hirnsubstanz ausgeht.

 

Im geometrischen Gleichnis wird dieser Geist von der Substanz (4) eingeschlossen. Er wird durch einen neuerlich erscheinenden Kreis im Quadrat (Innenkreis) repräsentiert. Dieser Geist manifestiert seinerseits und erzeugt neue Substanzen. Der Vorgang setzt sich unaufhaltsam fort. Alles Neue basiert auf dem jeweils Vorangehenden. Geist und Substanz schreiten wechselweise voran. In diesem linear erscheinenden Vorgang bleibt aber eines, nämlich der Ursprungskreis, der Einheitskreis der das Ganze umgibt, stets derselbe! Daraus entsteht die dringende Frage, in welchem konkreten Verhältnis alle die entstehenden Geist- und Substanzprinzipien im stetig wachsenden Inneren zum Ursprung stehen? Wir können diese vielfältigen Prinzipien nur verstehen, wenn wir sie mit Hilfe der Dinglichkeit erfassen, denn an sie sind wir notwendig gebunden. In ihr leben wir. Dabei müssen wir auf die letzten Entitäten, die Zahlenarchetypen zurückgreifen. Konkret erhebt sich die Frage, welche Zahl es ist, die uns darüber Aufschluss gibt?

 

Wollen wir das Verhältnis unseres (Hirn) Geistes zu dem Ursprungsgeist, dem göttlichen Ganzen erfassen, dann müssen wir danach schauen, welche Zahl es ist, die beide miteinander verbindet. Wir müssen den Geist (Kreis) erfassen, der den Geist des Ganzen (r =1) mit unserem subjektiven Geist (Kreis) verbindet. Es ist die Zahl 18. Der subjektive (innere) Geist wird durch 18 Kreise mit dem Ursprungsgeist verbunden. Erfasst man diese Beziehung, dann löst sich die vorher empfundene, scheinbare Gefangenschaft in der Vierheit (Quadrat) auf. Das Quadrat, die Substanz war nur der Vermittler der Geistprinzipien. Das ist die Aufgabe der Substanz.

 

Die Zahl 18 stellt die Verbindung des subjektiven Geistes zum Geist des Ganzen her! Mit ihrer Vermittlung überschreitet der subjektive Geist die ihn einengenden Grenzen. Der von der Substanz, vom Gehirn ausgehende Geist geht aus einer Substanz hervor, die ein Anfang und ein Ende hat und die vorerst nur in dieser Beschränkung existiert. Selbst wenn wir die Begriffe Anfang und Ende linear in Null und Unendlich erweitern, erfahren wir keine Erlösung sondern in deren Anblick eher Finsternis und Beklemmung. Dennoch ist der aus der beschränkten Substanz hervorgehende menschliche Geist in der Lage, diese Grenzen zu überschreiten. Der beschränkte menschliche Geist kann das Unbeschränkte denken! Darin manifestiert er die höchste aller Dimensionen. Das Wesen der 18 berichtet uns vom Vermögen zu dieser Grenzüberschreitung.

 

 

Zwei Hinzufügungen:

 

((1)) Die linear erscheinenden Oberflächen der konkreten Welt

 

Abb. Lin
Die „Linearitäten der Oberfläche“ erschließen sich nur in Kenntnis der Ursprungsverhältnisse „innerhalb der Einheit“ – innerhalb des Einheitskreises.

Die Zahl 18 erlaubt es uns, im Einklang und auf der Basis des Einheitskreises in einem nächsten Schritt auch diesen noch zu überschreiten. Im Wissen um die Vollkommenheit der Einheit (Einheitskreis) kann das Bewusstsein sodann die Fähigkeit, unbeschränkt Linearitäten zu entfalten, auch das nicht endende Außen in den Blick nehmen. Im geometrischen Gleichnis handelt es sich dabei um die linear wachsenden Formen, die den Einheitskreis umschließen (Abb. Lin). Sie alle bergen Botschaften, die uns ansprechen und auf die wir antworten sollten. Das gelingt aber nur mit den Kenntnissen der Ursprungsverhältnisse „innerhalb der Einheit“ und in Umsetzung des Potentials das sich im Archetyp der 18 eröffnet. Die sich ankündigende neue Daseinsebene überschreitet die 18 und beginnt mit dem Archetyp der 19. Aus dieser dann neuen Sicht erfahren wir die scheinbare Linearität der Archetypen, in der wir scheinbar leben, in wiederum neuer Weise. Die nebenstehende Abb. 19 gibt einen ersten geometrischen Eindruck über deren Zusammenhänge.

 

 

((1))  Das Hexagramm und die Zahl 18

 

Es gibt einen anderen Zugang zur Zahl 18: Das Kreismodell des Hexagramms besteht in seiner dritten Schale aus 18 Kreisen (Abb. Hex). Das Hexagramm stellt die Zahl 18 unter dem Aspekt der 6 vor. Das Verstehen der dreimaligen 6 wird beispielsweise in Off 13:18 als Tor zur Weisheit vorgestellt. Dort wird das dreifach entfaltete Hexagramm hilfsweise mit der Zahl 666 beschrieben, welche die 6 in drei verschiedenen Dimensionen als ein Ganzes wiedergibt.

Abb. Hex
Das dreifach entfaltete Hexagramm bringt die Zahl 18 hervor. Zugleich macht es die verborgene Mitte (r = 1) im Maß der 7 (r =7) sichtbar.

Die 6 ist die Funktion des Lebendigen. Ihre erste Erscheinung ist eine profane und umfasst alles Lebendige in Form von Sex. Ihre zweite, darauf aufbauende und die erste einschließende Erscheinung ist eine heilige. Sie umfasst das erwachende Bewusstsein. Die dritte Dimension der Sechs vereint wiederum beide und verlangt vom bewusst gewordenen Subjekt nicht weniger als das rechte, verbindende und verbindliche Handeln, das im Verschmelzen mit seinem Gegenpol besteht und somit das eigene Opfer umfasst. Dieser Gipfelpunkt des Daseins erscheint in dem von der 6 hergeleiteten „Geist der 18“.

 

Das Wesen der 6 verbindet Substanz und Geist. In seiner dritten Erscheinung manifestiert (1-6-12-18) es nun sichtbar die Einheit und Ganzheit, die als Ursprung (r =1) und Mitte noch unsichtbar war. Jetzt wird sie in der Vermittlung durch die 7 sichtbar. Das Unbekannte und scheinbar Zufällige – für das die 7 steht – ist in solcher Dimension kein Zufälliges oder Willkürliches mehr. Es verlangt nun vielmehr die tätige Erstellung der umfassenden Einheit. Die Geometrie des dreifachen Hexagramms macht das sichtbar. Entwickelt man es vom Einheitskreis (r = 1) aus, so entstehen mit seiner dritten Entfaltung nicht nur die 18 Kreise. Es entsteht auch ein alles umfassender Kreisradius von 7. In ihm wird die eigentliche Ursprungsmitte, die selbst schon ein Siebtes im Hexagramm ist, als Maß sichtbar.

 

Das dritte Hexagramm, die „dritte 6“ verbindet das Sichtbare und Greifbare mit dem Unsichtbaren und Ungreifbaren zu einem Ganzen. Sie trifft alle Wesen, das Tier wie auch den bewussten Menschen. Nur kann das reife Bewusstsein des Menschen ihre beiden Aspekte, den linearen und den triadischen voneinander unterscheiden und somit auf rechte Weise mit dieser 6 umgehen. Die biblische Offenbarung des Johannes stellt die in ihr notwendig werdende Weisheit in der 666 vor. Eine Schrifttheologie muss die „dritte 6“ notwendigerweise über die Linearität (6-6-6) artikulieren, verlangt vom reifen Bewusstsein aber mehr. Sie verlangt Weisheit und die basiert auf triadischem Denken.

 

[1] Aristoteles erhebt die Substanz und damit die Vier zur letzten, greifbaren Erscheinung und beschreibt mit ihr selbst zugleich ihre (vier) Ursachen, die Formursache, die Zweckursache, die Antriebsursache und die Stoffursache. Dabei nimmt er einen ersten, nicht mehr zu hinterfragenden, sogenannten „unbewegten Beweger“ an. Der aber ist aus der Sicht der Archetypen identisch mit der Trias.