Eine Sammlung zum Thema Zahlen von Dr. Michael Stelzner

Der siebte Buchstabe des hebräischen Alphabets in den biblischen Schöpfungsberichten

(7 Buchstabe Zajin.docx)

Der siebte Buchstabe des hebräischen Alphabets ist das Zajin (ז). Es hat den Zahlenwert sieben und bedeutet „Waffe“ oder auch das „Schwert“. Darin symbolisiert er eine aus einem höheren Machtbereich hervortretende Funktion (III) mit entsprechendem Durchsetzungsvermögen. Die Form des Buchstabens veranschaulicht die Wirkrichtung der Sieben. Sie kommt von „oben“ und wirkt nach unten. Dort erscheint sie als etwas Primäres in Form einer „ererbten“ Oberhoheit, deren Wirkung Samen- und Ursachencharakter hat.

 

Der Buchstabe kommt in der ersten der zwei biblischen Schöpfungserzählungen in den zwei unterschiedlichen Wortstämmen „Samen“ und „männlich“ vor. Dabei wird er 11mal gebraucht. Die zweite Schöpfungserzählung gebraucht das Zajin insgesamt 8mal und das in den vier völlig neuen Wortstämmen „Gold“, „Hilfe“, „diese/r“ und „verlassen“. Die beiden aufeinander aufbauenden Schöpfungserzählungen enthalten somit sechs verschiedene Wortstämme in denen das Zajin enthalten ist. Das ist kein Zufall, sowie die Sieben als Ganzes kein Zufälliges und Willkürliches ist und aus dem ihr vorangehenden, konkreten Dasein und seiner Funktion, der Sechs erwächst.

 

In den sechs Wortstämmen kann man nach dem Vorbild der Archetypen eine Parallele zu den sechs Schöpfungstagen erkennen. Die sechs Schöpfungstage ergießen sich als ein Ganzes in den siebten Tag, dem Tag der Gottheit. Mit ihm erfolgt ein im wörtlichen Sinn entscheidender Wechsel der Qualitäten. In der Sieben findet – sinngemäß mit der Durchsetzungskraft einer Waffe – eine Entscheidung statt, die auf das konkrete Dasein zurückwirkt.

 

Analog dem siebten Tag berichtet auch das siebte Zajin-Wort von einem abrupten Wechsel der Qualitäten und von einer neuen Dimension des Bewusstseins. Das siebte Zajin-Wort ist das Wort „Schweiß“. Mit der sogenannten Vertreibung aus dem Paradies treten die Menschen in eine neue Polarität hinein mit einer für sie neuen Wirklichkeit. Die nehmen sie auf dramatische Weise wahr. Die Sieben als „Schweiß“ fordert das erwachende Bewusstsein heraus. So unangenehm die Menschen das empfinden, so wichtig ist die in ihm enthaltene Information. In der Art der Schärfe einer Waffe wird ihnen deutlich, dass die Sieben ihnen keine Willkür zeitigt, sondern dass sie das Ergebnis ihres eigenen Tuns ist.

 

Die Sieben wirkt wie eine Scheidewand (Septum). Sie wird zum Scheitel des Denkens. In ihr verbirgt sich die höchste Weisheit aber auch der folgenschwerste Irrtum, sofern man sie nicht als Hilfe sondern als Geisel und Strafe wahrnimmt.

 

Die über dem menschlichen Bewusstsein angesiedelte Gottheit erscheint in einer ersten Sicht als übermächtig. Das macht den Menschen abhängig. Er muss sich ihr unterwerfen und empfindet Unfreiheit. Erst wenn er die tiefgründigen Zusammenhänge begreift und das göttliche Vorbild versteht, versteht er auch, dass er selbst der Regisseur seines Schicksals ist und keiner wirklichen Willkür unterliegt. Über dieses Verständnis der Sieben und Gottheit wird der Mensch frei und erlangt das von ihm angestrebte Gottesbewusstsein. Erst dann erfüllt er das Leben und seine Aufgabe als „Gottes Ebenbild“ (Gen 1:27).

 
  

Abb. Zajin:  Die Folge der sieben Wortstämme in der Genesis, welche das Zajin – den siebten Buchstaben – enthalten, sind hier in der Flussform der triadischen Zahlenfolge abgetragen. Die Wörter entsprechen denen ihnen jeweils zukommenden Archetypen.

 

Die den Wörtern zuzuordnenden Textstellen sind:

 

((1)) Samen  (orz / 7-200-70), (Gen 1:11 / 3. Schöpfungstag)

((2)) männlich   (זכר / 7-20-200), (Gen 1:27) „ … als männlich und weiblich schuf er sie…“. Die Begriffe „männlich“ und „erinnern“ (hebr. sachor) haben die gleiche Zahlenfolge und wirken wie Synonyme. Was das Erinnern bewirkt, das erklärt der Text in Gen 2:24: Der Mann wird an seiner Frau kleben und „EIN Fleisch sein“.

((3))   Gold   (bhz / 7-5-2) (Gen 2:11)   „Der Name des einen (Flusses) ist Pischon, der das ganze Land Hawila umfließt, dort wo das Gold.“

((4))     Hilfe  (rzr / 70-7-200), (Gen 2:18) „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, ich werde ihm eine Hilfe  machen als sein Gegenüber“.

((5))    diese/r  (taz / 7-1-400) (Gen 2:23) „Diese (ist) diesmal Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch. Zu dieser soll gerufen werden Männin…

((6))  verlassen (2-7-70-10)

„Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau kleben. Und sie werden EIN Fleisch sein.“ (Gen 2:24).

((7)) Schweiß (7-70-400)

Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen …“ (Gen 3:19)

 

 

Die zwei Schöpfungserzählungen enthalten sechs Wortstämme mit „Zajin“ (7)

 

Der siebte Archetyp wirkt wie eine mächtige Waffe aus einer höheren Dimension in die niedere Dimension des konkreten Daseins hinein. Seine Vermögen dient der Ganzheit und erwächst aus der Sechs. Indem die Sieben das zwischenzeitlich Abgespaltene wieder ins Dasein zurückbringt, kommt ihr der Charakter eines Samens zu. Tatsächlich ist das erste Wort, das mit dem Zajin gebildet wird, das Wort „Samen“. Ein Samen verkörpert primär eine Funktion, der eine elterliche Polarität vorausgeht. So kommt der Begriff und somit das erste Zajin erst am dritten Schöpfungstag in Gen 1:11 vor, also auffällig spät. Dann aber erscheint der betreffende Wortstamm „Samen“ (orz / 7-200-70) gleich dreimal. Dreimal bildet Zajin in Form des Anfangsbuchstaben einen neuen Anfang. Mit anderen Worten: Über das Zajin erscheint aller Anfang in Form der Triade.

 

Sobald der Samen aufgeht, erwächst aus ihm eine neue Sechs und schließlich eine neue, veränderte Sieben, welche wiederum auf neue Weise „säht“. Insofern entsteht ein immerwährender, rückgekoppelter Kreislauf, den man in der wissenschaftlichen Sprache als Fraktal bezeichnet. Die biblische Genesis bedient sich eines sogenannten sprachlichen Doubles und spricht vom „samenden Samen“ (Gen 1;11f; 1:29).

 

Jeder neue Anfang verkörpert seinem Archetyp entsprechend das Samen-Prinzip auf seine Weise. So ist der zweite Wortstamm, der mit dem Zajin gebildet wird, der Begriff „männlich“ (זכר / 7-20-200). Er erscheint am 6. Schöpfungstag in Gen 1:27. Die Sechs (Y) ist eine zweifache Triade. Das zweite Wort, das über Zajin gebildet wird hat auch eine zweite Bedeutung. Neben „männlich“ (hebr. sachor) bezeichnet die gleiche Zahlenfolge auch das Verb „erinnern“ (Gen 8:1 u.a.)[i]. Die Gleichsetzung des Männlichen mit dem Erinnern enthebt dessen Funktion seiner scheinbaren Willkür und stellt sie in den Dienst der Ganzheit. Männlichkeit will seinem Grunde nach Einheit erschaffen, weshalb sie notwendig auf das Weibliche hingerichtet ist. Das betont der biblische Kontext, indem er von der Untrennbarkeit der Geschlechter spricht: „… als männlich und weiblich schuf er sie“ (Gen 1:27 / s.a. Aufsatz „Der Mensch ist männlich und weiblich …). Bekräftigt wird die Einheit von männlich und weiblich noch einmal auf polare Weise in der zweiten Schöpfungserzählung: „Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau kleben. Und sie werden EIN Fleisch sein.“ (Gen 2:24)

 

Das dritte Zajin-Wort ist das Worte „Gold“ (bhz / 7-5-2). Das Gold charakterisiert in Gen 2:11 den ersten von vier Flüssen, die ihrerseits das Paradies beschreiben. Als der Erste symbolisiert er die Einheit und Ganzheit, indem er ausdrücklich „das ganze Land umfließt“ (Gen 2:11).

 

Das vierte Wort das durch Zajin gebildet wird, ist das Wort „Hilfe (rzr / 70-7-200). Es hat als Repräsentant der Vier, der Formeln aller Formeln eine ganz besondere Bedeutung. Die wir deutlich, wenn man die Verbindung von Vier und Sieben reflektiert. Sie Sieben manifestiert nach dem Vorbild der Vier die Einheit von scheinbaren Gegensätzen. Sie sorgt für die Einheit von Diesseits und Jenseits, von Berechnung und „Zufall“. Die Sieben entfaltet darin das Wesen der Vier in der Dimension des Bewusstseins. Die Vierzahl offenbart die Anwesenheit und Sinnhaftigkeit der Zwei in jeglicher Manifestation. In der Sieben erhält das gleiche Prinzip über das inzwischen hervorgetretene Bewusstsein (5) einen sozialen Aspekt. Das sozial-nützliche Andere ist die „Hilfe“. Das beschreibt die Genesis in Form eines zweidimensional zu verstehenden Trennungsaktes: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, ich werde ihm eine Hilfe machen als sein Gegenüber“ (Gen 2:18). Wie einst die Zweizahl der Vierzahl, also der Manifestation (4) zu ihrem Erscheinen verhalf, so erhält nun dem gleichen Prinzip folgend der Mensch ein Gegenüber, damit er sich „manifestieren“, d.h. sich seiner selbst bewusst werden kann. Hier ist zu beachten, dass aus dem beschriebenen Trennungsvorgang vordergründig das Paar Mann-Frau hervorgeht, der Vorgang jedoch zwei Dimensionen umfasst. Neben der Trennung von Mann und Frau auf der substanziellen (4) Ebene geschieht eine Trennung auf der Bewusstseinsebene (5). Sie geschieht zwischen Himmel und Erde alias Diesseits und Jenseits. Der vor der Trennung genannte „Adam“ (1-4-40), dem ein Gegenüber erschaffen wird, ist noch kein Individuum namens Adam. Adam ist hier noch eine Gattungsbezeichnung und bedeutet „Erdling“. Das im Erdling wirkende Wesen ist das der Vier, weshalb seine Zahlenfolge mit der für Erde (1-4-40) identisch ist.

 

Das fünfte Wort das durch Zajin gebildet wird, beschreibt das Bewusstseins des Menschen, das den Erdling Adam zum Subjekt mit dem Namen Adam macht. Es ist das Hinweiswort „diese/r“ (taz / 7-1-400). Erst als der Mensch in seinem Gegenüber sich selbst erkennt und dessen Nutzen und Sinnhaftigkeit erfasst, findet er sich selbst: „Diese (ist) diesmal Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch. Zu dieser soll gerufen werden Männin…“ (Gen 2:23). Das fünfte Wort vermittelt eine mehrdimensionale Botschaft. Es erklärt nicht nur das Verhältnis der Geschlechter, sondern vor allem auch den Sinn und die Orientierung des Menschen an sich. „Diese“ weisen auf etwas hin. Sie sind ausgerichtet! Sie sind auf die Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit hin orientiert, welche sie durch ihre Existenz offenbaren.

 

Das sechste und letzte Zajin-Wort vor der Vertreibung aus dem Paradies ist das Verb „verlassen“ (2-7-70-10): „Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau kleben. Und sie werden EIN Fleisch sein.“ (Gen 2:24).

 

Das sechste Zajin-Wort fasst alle die konkrete Existenz ausmachenden Qualitäten noch einmal in der Beschreibung einer zweifachen Dynamik (Y) zusammen. Der sie begründende Satz hebt aus einer zweidimensionalen Polarität heraus an, aus „Vater und Mutter“ und „Mann und Frau“. Aus dem Anerkennen der Polarität entwickelt sich eine zweifache Dynamik, das Verlassens und das Kleben. Alle Qualitäten stehen unter der Regie der EINS. Dank der Sieben erscheint die dann auch im konkreten Dasein, denn sie werden „EIN Fleisch“.

 

 

 

 

[i] Die Zahlenfolge 7-20-200 in der Bedeutung von „erinnern“ wird in der Genesis 9mal gebraucht (Verse: 8:1, 9:15, 9:16; 19:29, 30:22, 40:14 + 40:14, 40:23, 42:9)