Eine Sammlung zum Thema Zahlen von Dr. Michael Stelzner
Das Besondere der Fibonacci-Spirale
(Fibonacci Spirale.docx)
Eine Spirale verkörpert eine Dynamik, ein Funktionsprinzip (3) und bildet in einer bestimmten Weise somit die Kreisbewegung ab. Sie bewegt sich, quasi einen Kreis erzeugend, wie dieser um ein gleichbleibendes Zentrum herum.
Der reine Kreis drückt die fruchtbare Verbindung zweier gegensätzlicher Pole, der begrenzten und geraden Linie (Radius) und der unbegrenzten und krummen Linie (Umfang) zur Erzeugung einer höheren Existenz (Fläche) in ihrer prinzipiellen Weise aus. Die Spirale nimmt dieses Ur-Prinzip der Dynamik auf und verwirklicht es in einer neuen und konkreten Form. Dieses nun Konkrete (4) kann nicht nur einfach dinghaft im Sinne von unveränderlich und dauerhaft sein sondern muss in Verwirklichung des Additionsgesetzes der Vierzahl (1+2 „=“4) wiederum die dort anliegenden, sich scheinbar widersprechen Gegenpole zu einem neuen Ganzen vereinigen.
Worin besteht der scheinbare Widerspruch? Er besteht in der Spannung von Konstanz und Veränderung, von Trägheit und Entwicklung.
In der Spirale erweitert sich das Kreisgleichnis um gerade jenes, konkrete Element des Lebens. Im Unterschied zum Kreis wächst bei der Spirale der Radius an. Es tritt etwas hinzu. Das Hinzutretende muss seiner konkreten Existenz wegen einerseits eine Konstanz haben, muss aber andererseits diese in einer dynamischen Form einbringen, um nicht das Prinzip der Vierzahl zu verletzen und dem Lebendigen entgegenzuwirken. Genau diese Leistung vollbringt die Fibonacci-Spirale. Sie folgt dem Gesetz der Vier in besonderer Weise. Die Grundlage ihres Wachstums ist das Quadrat. Im Quadrat wird Konstanz wiederum zur Dynamik. Wie sich das äußert, wird deutlich, wenn wir die Fibonacci-Spirale nicht nur mit dem Kreis, wie schon geschehen, sondern darüber hinaus mit anderen Spiralen vergleichen.
Es gibt sehr unterschiedliche Spiralen. Die einfachste unter ihnen ist die Archimedische Spirale. Bei ihr bleibt eine Wegstrecke, genau genommen, der Abstand zwischen den Spiral-Ästen gleich. Auch die logarithmische Spirale, bei der das dynamische Wachstum noch deutlicher wird, entsteht durch eine sehr konkrete Konstante. Sie wird nicht geprägt von einer konstanten Wegstrecke sondern von einem stets gleich bleibenden Winkel.
Die Fibonacci-Spirale meistert die Vermeidung von lebensfeindlicher Konstanz durch eine fortlaufende Verbindung von zwei jeweils anwachsenden, gegenläufigen Dynamiken. Wie wir wissen besteht das stets größere Element immer aus der Addition der zwei vorangehenden Element (z.B. 3+5 = 8 usw.). In der so scheinbar „konstanten“ Reihe verbergen sich zwei gegenläufige Dynamiken. Während sich die eine Zahl von oben dem goldenen Schnitt nähert, nähert sich ihm die nachfolgende von unten, usw.
Das „Konstante“ der Fibonacci-Zahlen und der Fibonacci-Spirale ist keine Konstante im herkömmlichen Sinne. Sie ist ein Ideal mit asymptotischer Wirkung – ähnlich der Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit (1). Die Annäherung an sie erfolgt von zwei gegenläufigen Seiten. Das ist die originäre Qualität des goldenen Schnitts. Er spricht aus zwei völlig unterschiedlichen Perspektiven heraus die gleiche, symbolische Sprache der Einheit. Er benutzt das Irrationalste, um höchste Rationalität auszudrücken, und er benutzt das Rationalste alles Rationalen, die Zahl, um das Irrationale vor Augen zu führen, das wie das Rationale, endlich dem ewigen Leben dient.