Eine Sammlung zum Thema Zahlen von Dr. Michael Stelzner

Lilith, die erste Frau Adams?

(Lilith Aufsatz.docx)

Die biblische Ordnung folgt in Wort, Zahl und Schrift einer seit Jahrtausenden bekannten Archetypenordnung, die zahlreichen Weisheitslehren zugrundliegt und nach der auch die ägyptischen Pyramiden die Botschaften der Weisheit transportieren. Das Wissen wurde über sehr große Zeiträume als Geheimwissen tradiert. Unvermögen, Desinteresse und vor allem Machtmissbrauch haben es jedoch zunehmend verschüttet. Die sogenannten heiligen Schriften hingegen existieren, wie die Pyramiden weiter. Mangels Wissens führen sie nun zu verhängnisvollen Fehlinterpretationen.

 

Eine solche verhängnisvolle Entwicklung nahm in der Geschichte beispielsweise die Entwicklung der Geschlechterverhältnisse. Ihre Fehldeutungen begannen mit der Fehldeutung des Wesens der biblischen Eva. Eva wurde entgegen der biblischen Intension gegenüber Adam abgewertet. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Gegenbewegungen einsetzten. Die aber waren nicht minder verhängnisvoll, da sie die gleichen Fehler mit umgekehrten Vorzeichen begingen. Konkret bedienten sich die Bewegungen der mythologischen Figur Lilith, welche sie zur Gegenheldin zur biblischen Eva machten.

 

Tatsächlich existiert ein Jahrtausende alter, aus dem Sumerischen kommender Lilith-Mythos, der in der Wirkungsgeschichte der biblischen Genesis zu außerbiblischen Erzählungen führte, in denen Lilith als die „erste Frau Adams“ beschrieben wird. Die vielerorts beschriebene Schönheit, Mächtigkeit und Gefährlichkeit der Lilith hat Goethe in seinem Faust-Drama in der Walpurgisnachtszene aufgegriffen. Mephistopheles warnt den in einer hocherotischen Szene suchenden Faust:

 

Adams erste Frau. Nimm dich in Acht vor ihren schönen Haaren,

Vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt.

Wenn sie damit den jungen Mann erlangt,

So lässt sie ihn so bald nicht wieder fahren.“    (Goethe: Faust I – Walpurgisnacht 4119-4123)

 

Das Verwirrspiel um das „Wesen des Weibes“ basiert auf so vielen Irrtümern, dass es nur aufgeklärt werden kann, wenn man die Mythen mit dem Wissen um das Alphabet, mit dem sie geschrieben worden sind, deutet. Das Alphabet ist die Ordnung der Archetypen. Mit ihnen sind alle Weisheits-Dramen der Welt niedergeschrieben. Jeder weiß es: Ein gutes Buch erreicht den Leser nur, wenn er die Sprache und ihre Schriftzeichen beherrscht. Da hier dafür der Raum zu eng ist, versuche ich die inneren Zusammenhänge um die Figur Lilith allein aufgrund der Kenntnisse der Triade, d.h. der dialektischen Methode wie sie Platon und Hegel (siehe: [1] These – [2] Antithese – [3] Synthese) vorgeführt wurden, zu erhellen.

 

Das Bild der Lilith ist ein Aspekt des Archetyps der Zwei [2]. Es geht weit hinter die biblischen Erzählungen zurück und findet sich schon in der sumerischen (Mesopotamien) Literatur, welche mindestens 1000 Jahre älter ist als alle biblischen Überlieferungen. Die neben der Bibel existierenden Lilith-Erzählungen unterscheiden sich in einem wesentlichen Punkt von den sumerischen Erzählungen. Die sumerische Lilith wurde als eigenständige Göttin begriffen. Die Lilith aus biblischer Zeit hingegen wird in außerbiblischen Schriften als die „erste Frau Adams [1]“ beschrieben. Als solche finden wir sie nicht nur in der kabbalistischen Literatur sondern auch im Midrasch und im Talmud.[1] Nach ihnen haben sich Lilith und Adam getrennt, nachdem die Gottheit beschlossen hatte, die Menschen sterblich zu machen und sie aus dem Garten Eden zu vertreiben. Weil der Legende nach Lilith auf ihre Ebenbürtigkeit im Sinne einer unmittelbaren Gleichheit mit dem ersten Adam bestand, wurde sie zu Gegenfigur von Eva, der späteren „Gebärerin des Lebens“. An dieser Stelle treffen zahlreiche Missverständnisse aufeinander, welche in ihrer Konsequenz Eva herabwürdigen.

 

Das erste Missverständnis besteht in der mangelnden Unterscheidung des Archetyps „Mensch“ (Adam) von Adam, dem Mann als Einzelsubjekt. Die Archetypenlehre der Bibel versteht unter dem Begriff „Adam“ zunächst nur den „Erdling Mensch“. Der umfasst das männliche wie das weibliche Dasein! Jener Begriff „Mensch“ lässt in der Konsequenz die Gleichheit mit einer vermeintlich „ersten, frühzeitigen Eva“ nicht zu, da sie bereits ein Teil vom „Erdling Mensch“ ist. Eine Frau, die gleichzeitig mit dem noch androgynen Adam erschaffen wurde und zudem nicht auf ihre Gleichheit verzichten will, widerspricht der archetypischen Ordnung der Triade. Die sumerischen Erzählungen, welche von der eigenständigen Gottheit Lilith berichten bewegen sich auf der reinen mythologischen Ebene der Götter. Dort bedingen sich noch unausweichlich die Gegensätze – analog Sonne und Mond. Die Konstitution des Menschen, um die es in der Bibel geht, wird in den Götterbeziehungen noch nicht beschrieben. Die Menschen als konkrete Subjekte gehören einer anderen Dimension und Existenzebene an. Beachtet man diesen Dimensionsunterschied, dann widersprechen die unterschiedlichen Blickwinkel von sumerischem und biblischem Mythos einander nicht, im Gegenteil. Beide beschreiben den Archetypus der Zwei und beide beschreiben die archetypische Ordnung der Dinge. Erst die Gleichsetzung von Ideal und konkreter Substanz, von Adam als androgynem Erdling und Adam als Mann führen zum Konflikt. Wer den Fehlschluss der Gleichsetzung begeht, kommt zu der Annahme, das Weibliche wäre bereits „von der Substanz seiner Schöpfung her“ herabgewürdigt. Hier beginnt der unselige Geschlechterkampf.

 

Das Dilemma kann vermieden werden, wenn man den dritten Punkt der Triade im Auge behält. Das macht die biblische Genesis. Sie erklärt noch vor der Existenz der zwei substanziellen Geschlechter das Prinzip der Dreizahl und deren Funktion. Bevor Adam und Eva als eigenständige Subjekte erscheinen, beschreibt sie, wie diese „entstehen“. Die Triade verlangt den Erhalt und die Verschmelzung der Gegensätze. Sie ist der ausführliche Gegenstand der 7-Tage-Erzählung. Diese erste Genesis kennt keinerlei Verneinung. Sie basiert auf Addition – analog dem Erhaltungssatz in den Naturwissenschaften. Erst danach erscheint in einer zweiten Genesis die Substanz der Dinge einschließlich der Einzelsubjekte Adam und Eva. Diese zweite Genesis (ab Gen 2:4) lebt regelrecht von der Verneinung. Durch die Vorgabe der ersten kann der Archetyp des Zweiten keine Abwertung mehr erfahren. Das Gegenteil tritt ein und es findet eine fortlaufende Höherentwicklung statt. Das Zweite bringt die Fruchtbarkeit und das Leben in die Welt. Das Wunder dieser Erscheinung ist die Manifestation zweier Existenzen, welche beide der Einheit nicht nur entspringen, sondern sie auch durch jeweils unterschiedliche Oberflächen repräsentieren.

 

In dieser Folge hat die Figur Lilith in der biblisch-traditionellen Archetypendarstellung keine Existenz. Sie ist noch kein Subjekt im eigentlichen, archetypischen Sinn. Sie kann noch keines sein, weil die Substanz und damit die Subjekte in dieser ersten Phase der Triade noch gar nicht existieren. Der offenbar aus der sumerischen in die biblische Tradition überkommene Begriff der Lilith betrifft aus letztere Sicht eine Existenz vor der des menschlichen Bewusstseins. Entsprechend wird Lilith mit Ausnahme des Propheten Jesaja in der Bibel auch nicht erwähnt.[2] Jesaja ignoriert die offensichtlich traditionell bekannte Lilith nicht, ordnet sie aber explizit der Tierwelt, der vormenschlichen Welt des Unbewussten zu[3]:

Da treffen Wüstentiere mit wilden Hunden zusammen, und Bocksdämonen begegnen einander. Ja, dort rastet die Lilith (d.i. ein Nachtdämon) und findet einen Ruheplatz für sich. Dort nistet die Pfeilschlange und legt ihre Eier und brütet und spaltet sie. Ja, dort versammeln sich die Geier, einer zum andern.“ (Jesaja 34,14)

 

Die Ambivalenz der Lilith, welche einerseits in der Bibel keine Existenz hat und andererseits in der jüdischen Dämonologie – wie die Texte aus Midrasch und Talmud zeigen – eine zentrale Position einnimmt, bedarf vieler Erklärungen. Alle ergeben sich aus der Botschaft der Archetypen. Jeder der Archetypen steht für eine archetypische Funktion.[4] Da das Prinzip der Funktion [3] aber erst durch die Zahl Drei repräsentiert wird, haften der Einheit [1] und der Polarität [2] eine Mangelfunktion an. Beschreibt man diese Archetypen, so kann man das nur unter Zuhilfenahme einer Ambivalenz. Man erfasst die ersten beiden Archetypen nur durch eine doppeldeutige Funktion.[5] Zum einen muss man – wie bei jedem Archetyp – eine Funktion beschreiben. Zum anderen tritt diese Funktion nur durch eine „Nichtfunktion“ im Sinne einer Negation hervor. Das führt im Falle der Zwei zum Bild und Mythos der Lilith. Das weibliche Prinzip ist das Prinzip des Empfangens mit dem Ziel, Leben hervorzubringen. In Lilith kehrt das Prinzip um. Sie wird zur Projektionsfläche bzw. zum „Mutterboden“ für die Verhinderung von Leben. Der Legende nach ist sie eine Kinder raubendende und Säuglinge mordende Furie. Zwischen Eva, der Mutter alles Lebendigen und Lilith besteht naturgemäß eine Feindschaft. Lilith kann von ihrem Tun nicht lassen, weil sie aus ihrer Sicht von einer notwendig strafenden Gottheit dazu berufen wurde. So zieht sie als deren Geisel durch die Welt.

 

Die biblische Erzählung von der Schöpfung des ersten Menschenpaares entwickelt die Archetypenbeziehung auf systematische Weise. Verfolgt man sie mit entsprechendem Wissen, dann geht es bei jedem Schritt um die Aufwertung und Neubetrachtung des Archetyps der Zwei, mithin um den Sinn alles Zwiespältigen. Die „erlöste“ Vertreterin dieses Archetyps ist Eva, die „Mutter alles Lebendigen“. Beim exakten Studium jener Eingangserzählung findet sich kein Grund mehr, das Weibliche und Zwiespältige abzuwerten. Das gilt insbesondere für die auf diese Weise vorbereitete Interpretation der zahlreichen Bibeltexte. Das ist von besonderer Relevanz, denn alle Erzählungen berichten – vordergründig betrachtet – von einem andauernden Zerfallsprozess des menschlichen Bewusstseins. In Wirklichkeit aber besteht der Sinn sogenannter heiligen Texte, die Entfaltung und die Höherentwicklung des Bewusstseins zu begleiten.

 

Die zahlreichen außerbiblischen Erzählungen über Lilith gehen hinter die biblische und systematische Erzählung von der Schöpfung der archetypischen Menschen zurück und eröffnen darin ein neues Spannungsfeld. Obwohl die Lilith-Erzählungen dabei für sich allein die archetypischen Beziehungen im Auge behalten, verwässern sie die so gewichtige Struktur der Genesis. Etwaige Unklarheiten über das Wesen und die Ordnung der Archetypen führen sehr schnell zu Widersprüchen, Verwirrungen und schließlich Fehlinterpretationen, welche die Menschen gegeneinander aufbringen und sich ohne einen Neubeginn des Studiums der biblischen Ordnung nicht mehr einfangen lassen.

 

Hat man erst einmal Kenntnis über die Archetypen, dann erzählen auch die Namen oder Wortwurzeln von den sich hinter den Bezeichnungen verbergenden Qualitäten. Das „Nomen est omen“, bekommt ein neues Gewicht. Dass der Name Zeichen und Dynamik ist, zeigt auch Lilith: Sie steht für das „Gegen“, für die Zwei im Sinne des Zwists [2] und setzt dabei eine Dynamik „in Funktion“ [3], hinter deren ganzheitlichen, triadischen Anspruch sie aber zurückbleibt.

 

Der sumerische Wortstamm „Lil“ bedeutet „Sturm“ oder „Wind“. Die Bedeutung finden wir auch im babylonisch-assyrischen „Lilitu“, einem weiblichen „Windgeist“. Obwohl man bisher zum hebräischen und arabischen Wort „laylah“, das „Nacht“ bedeutet, keine etymologische Verbindung findet, fällt doch die Klangnähe zu Lilith auf. Sie führte berechtigt zur Interpretation der Lilith als „Nachtgespenst“. Lilith gehört traditionell zu den hebräischen Mazikim, den „schädlichen Geistern“ oder „Ungeistern“. Hinter der Verbindung steht der sie beherrschende Archetyp der Zwei, der im Gegensatz zum Licht die Dunkelheit der Nacht ins Bild setzt.

 

Das Prinzip Lilith ist gegenwärtig und muss beleuchtet werden. Auch wenn seine Botschaft das in der Bibel vorgestellten Erkenntnismuster stört, möchte ich noch auf einige Eigenschaften der Figur der Lilith eingehen. Es soll zeigen, dass die Alten und Wissenden, die das Lilith-Prinzip beschrieben haben, es auf Grundlage der ewigen Gesetzte getan haben:

 

 

  • Lilith ist unsterblich, weil sie sich noch vor dem scheinbaren Dilemma im Garten Eden von Adam getrennt hatte. Nach der Midrasch-Literatur ist der Trennungsgrund der Entschluss der Gottheit, die Menschen sterblich zu machen. Die Unsterblichkeit der Lilith berichtet demnach nicht von einer physischen Unsterblichkeit, sondern von der Unsterblichkeit des „Geistes Lilith“.

 

  • Die Gottheit nahm Lilith von Adam weg und gab ihm eine andere Frau an ihrer Stelle:

Die Gottheit hat viel Gesichter. Sie ist aber in letzter Konsequenz immer der Einheit und Ganzheit verpflichtet. Geht man von der Existenz der Figur der Lilith einmal aus, so muss die Gottheit den Ungeist Lilith von den Subjekten Adam und Eva wieder entfernen.

 

  • Die Nachtdämonin Lilith sieht aus wie ein Mensch, hat aber Flügel:

Die Figur Lilith erweckt nur den Eindruck, ein Mensch zu sein, denn sie geht der Schöpfung der archetypischen Einzelsubjekte Adam und Eva voraus. Dass sie Flügel hat, ist das Symbol für eine „Funktions- und Bewegungsart“, welche Dimensionen überschreiten und beispielsweise Leben und Tod in Beziehung setzen kann. Der Kontext vom Mann Adam und seiner Frau Eva hingegen basiert bereits auf deren substantiellen Existenz. Das „Fliegen“ der Lilith ist somit nur ein scheinbarer Machtgewinn, denn es verweigert ihr die dingliche Existenz. Was nur Geist [3] ist, kann vom Bewusstsein [5], das aus der Substanz [4] hervorgeht, ergriffen werden. Darin begründet sich die einst übliche Anfertigung von substantiellen Amuletten, welche die Macht der Lilith brechen sollten. Der Legende nach musste Lilith drei göttlichen Engeln gegenüber schwören, dass sie immer, wenn sie ein Amulett sah, dass die Engel abbildete, ihre Macht über das von ihr begehrte Kind verlieren würde.

 

  • Es gab den weitverbreiteten Glauben, man dürfe nicht alleine in einem Haus schlafen, denn wer auch immer in einem Haus alleine schläft, wird von Lilith erfasst:

Der erste greifbare Grundsatz ist der der allgegenwärtigen Polarität. Lilith hingegen entwickelt ihre Macht über den Anspruch der „Alleinherrschaft der Zwei“. Denkt man sich bei allen „Hausungen“ immer die sich gegenseitig befruchtende Polarität mit, dann bietet sich dem Ungeist der Alleinherrschaft keine Angriffsfläche.

 

  • Lilith allein kennt den geheimen Namen Gottes:

Der Gottesname JHWH [10-5-6-5 alias 10 = 5+5], auch Tetragrammaton genannt, berichtet von der Notwendigkeit, dass zu jedem Bewusstsein [+5] ein Gegenbewusstsein [-5] existiert, das seinem Gegenstück zustrebt. Geht man von der Existenz der Lilith einmal aus, dann kann der Ungeist nur deshalb existieren, weil immer auch ein Gegenbewusstsein existiert. Nur über dieses Wissen kann Lilith ihre dämonische Existenz rechtfertigen. In Wirklichkeit aber wird der Gottesname JHWH erst durch das konkret existierende Subjekt Eva in dem Moment geboren, als Eva das erste Menschenkind zur Welt bringt. Das von ihr in die Welt gebrachte Kain-Bewusstsein bedarf eines Gegenbewusstseins (Abel), das im Namen JHWH mit dem Bruder verbunden ist.

 

  • Wenn Lilith keine geborenen Kinder mehr findet, bringt sie sich selbst um:

Der böse Geist Lilith ist die Projektionsfläche bzw. der „Mutterboden“ für die Verhinderung von Leben. Sie steht für das Prinzip der Negation, das den Anspruch auf Alleinherrschaft erhebt. Würde der Anspruch Wirklichkeit, so würde sie sich am Ende nur noch selbst begegnen können. Das Ergebnis wäre die Negation [2] der Negation [2]. Auf diese Weise hätte sie die Herrschaft der Eins, der allgegenwärtigen Vollkommenheit ins Bild gesetzt.

 

[1] Siehe Schrift von Dr. Michael Heinzmann „Grundlagen zur Kabbala“, veröffentlicht an der LMU München im Sommersemester 2007.

 

[2] Exegeten weisen immer wieder einmal auf Textstellen (1Kö 10.1-13 / Königin Saba; 1 Kö 3.16-28; Hiob 18.15 und 21) in der hebräischen Bibel hin, welche scheinbar in Verbindung mit Lilith stehen, aber einer Überprüfung der Verbindung zum Namen Lilith nicht standhalten.

 

[3] Die Genesis 1 berichtet von der Erschaffung der Tiere und des Menschen am 6. Tag. Sechs/Sex ist ihre gemeinsame Basis. Doch die Tiere „blicken nach unten, auf die Erde“ und folgen deren Regie. Die ihnen nachgeschöpften Menschen „blicken nach oben, gen Himmel“. Sie folgen der Regie der verbindenden Dreizahl und erhalten im Gegensatz zu den erdverhafteten Tieren dafür den Segen der Gottheit.

 

[4] Das Gesetz der Triade ist das Grundgesetz. Die grundsätzlich drei Entitäten [1-2-3] sind nicht ohne Schaden voneinander zu trennen. Drei ist das Prinzip der Synthese [3] und somit die Beziehung an sich. Da alles Existierende selbst nach naturwissenschaftlicher Erkenntnis stets aus einer Beziehung, d.h. einer Funktion hervorgeht, gibt es kein wirkliches „Ding“. Alles ist Funktion! Die Physik kommt deshalb zu der paradox erscheinenden Erkenntnis, dass man mit Sicherheit weiß, dass die Materie endlich nicht aus Materie besteht.

 

[5] Die Mangelfunktion findet sich auch beim Prinzip der Einheit und Ganzheit, dem Archetyp der Eins. Die Einheit ist auf das Zeugen ausgerichtet, das erst später in der Drei aufscheint. Den Archetyp der Eins begleitet vor allem das Zeugen des Archetyps der Zwei, denn das Hervorbringen der Zwei ist die primäre Aufgabe der Eins. Auch sind die Einheit und Ganzheit nicht wirklich greifbar. Sie schwinden bei genauerem Hinsehen. Nichts ist vollkommen.