Eine Sammlung zum Thema Zahlen von Dr. Michael Stelzner

Menora und Chanukkia

Der 7armige und der 9armige Leuchter in der jüdischen Tradition

(Menora Chanukka.docx)

Das jüdische im Gesetz (Thora) beschreibt eine heilige Leuchte, die Menora (Menorah, hebr. מנורה). Es handelt sich dabei um den allseits bekannten 7armigen Leuchter, dessen Lichter alle in einer Linie angeordnet sind und welcher eines der wichtigsten jüdischen Symbole ist.

Die exakte biblische Bauanleitung finden wir im 2. Buch Mose 37,17-24.[1]

Sie enthält, analog den 7 Tagen des 1. Schöpfungsberichtes, alle 7 Archetypen. Beim genauen Studium dieser Bauanleitung fällt allerdings auf, dass die Siebenzahl nur einmal erwähnt wird und keineswegs den Schwerpunkt der Schilderung bildet. Das Hauptgewicht liegt vielmehr in der Beschreibung der Polarität (2) und ihrer zweiseitigen Funktion (3), die sich in der Sechszahl erfüllt. Das entspricht auch dem Hauptanliegen des 2. Buches Mose. Die Menora wird also gerade in dem Buch beschrieben, indem es primär um die Wirkung und den Umgang mit dem Archetyp der Polarität geht.

Die Polarität eröffnet Vielheit und führt zu einer unaufhaltsamen Weiterentwicklung. Das betrifft auch das Bild der Menora. So kennt die Tradition eine sogenannte 2. Menora, die Chanukkia, einen neunarmigen Leuchter. Er ist nicht wie die Menora unmittelbar im Bibeltext verankert sondern ein aus der Auslegung erwachsener Abkömmling der Menora. Die Chanukkia wird ausschließlich zum jüdischen Lichterfest Chanukka (חנוכה, dt. „Weihung, Einweihung“)  angezündet.

Chanukka ist ein jeweils am 25. Kislew [2] (November/Dezember) beginnendes und 8 Tage andauerndes Fest, an welchem an die Einweihung des 586 v. Chr. zerstörten und nun wieder hergestellten Tempels, des sogenannten 2. Tempels erinnert werden soll. Wie das Laubhüttenfest dauert es 8 Tage, gilt aber nicht als jüdischen Voll-Fest, da es nicht in der Thora erwähnt wird, sondern sich aus den Makkabäerbüchern heraus begründet.

Die Channukia wird unmittelbar nach Einbruch der Dunkelheit angezündet. Dunkelheit alias Finsternis sind Ausdrücke des zweiten Archetypen (s. 1. Schöpfungsgeschichte), also eines „Anderen“ und zunächst „Befremdlichen“.

Der rituelle Gebrauch der Chanukkia verlangt, dass die 8 Kerzen nicht direkt, also auf profane Weise mit dem Zündholz angezündet werden sondern stets mit dem 9., auswärts oder oft höherstehendem Ausnahme-Licht, dem „Schamasch“. Im Namen „Schamasch“, dem Namen des 9. Lichtes und seiner Funktion verbirgt sich die eigentliche Botschaft von Chanukka.

Wie bei allen Ritualen kommt es auch hier darauf an, den Hintergrund zu verstehen und die verwendeten Symbole im Sinne des Gesetzes (Thora) zu deuten.

Warum hat die Chanukka 9 anstatt 7 Arme? Wie kann die 9 im Sinne der 7 als deren Weiterführung verstanden werden?  Warum ein 8tägiges Fest aber ein 9armiger Leuchter?

Der Name Schamsch soll lt. Überlieferung „Diener“  bedeuten. Diese Namensdeutung wird verständlich, wenn man die Funktion dieses 9. Lichtes in Rechnung stellt, denn es dient dem „Erleuchten“ der anderen 8. „Schamasch“ bedeutet seiner Wort-Herkunft nach nun aber ganz und gar nicht „dienen“. Geradezu das Gegenteil ist der Fall, denn die Wurzel (Scham-Masch) bedeutet „(be-)herrschen“. „Dienen“ und „herrschen“ sind – auf profane Weise betrachtet – sich ausschließende Gegenpole. Solche sich ausschließende Gegenpole zu einem größeren Ganzen zu vereinen, sie zur Fruchtbarkeit zu bringen, das ist das Anliegen von Religion. Diese Fähigkeit ist es, die in einer Welt scheinbarer Verderbnis Zukunft eröffnet. Wer diese Fähigkeit besitzt, der kann regelrechet Wunder vollbringen. Die Religion nun lehrt nicht weniger, als das Erlangen von Eigenschaften, welche dem Entstehen von Wundern vorausgehen.

Die erste aller Bedingungen ist das Erkennen der Welt (4) und ihrer Urfunktion (6), wie sie die Gottheit bei der Erschaffung der Welt in 6 Schöpfungstagen ins Bild gesetzt hat und wie sie in der Menora symbolhaft zum Ausdruck kommen.

Auf Wunder kann man nicht einfach nur warten. Sie erfordern vielmehr das rechte, vom gereiften Bewusstsein gesteuerte Handeln. Das aber ist nicht nur Funktion (3) sondern Funktion auf „rechte Weise“ (Quadrat). Das Symbol dafür ist die Neunzahl (32). Wer „auf solche rechte Weise funktioniert“, der bereitet Wunder vor und macht Neu- und Wiedergeburt (8) möglich.

Die Achtzahl symbolisiert die Wiedergeburt. Sie ist dem profanen Bewusstsein fern, gleichwohl aber in allen Vorgängen der Natur verborgen vorhanden. So ist die dunkle Seite der Existenz – die Nacht – nicht wirklich umfänglich „dunkel“ im eigentlichen Sinn. Sie bringt vielmehr unaufhörlich (∞) das Neue hervor. Darauf macht uns die Verbindung der Begriffe „Acht“ und „N-acht“, wie sie in sehr vielen Sprachen vorkommt, aufmerksam.

Auch das Chanukkafest ist ein Fest der Neugeburt, denn es erinnert an die Neu-Einweihung des einst zerstörten Tempels 164 v.Chr. Die Chanukkia wird direkt nach Einbruch der Dunkelheit angezündet. Demgemäß beherrscht nicht die Nacht das Geschehen sondern das Licht und das wiederum verdankt seinem Erleuchten dem Neunten. Die Neun steht für ein höchstes Bewusstsein. Es dient selbstlos der Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit. Das vermag es, weil es keinen Grund mehr kennt, das eigene Sein in Frage zu stellen.

Der Name Schamasch verweist in der hebräischen Sprache auf „Feuer“ und „Sonne“ (Scham-Esch – „dort das Feuer“; Schem-Esh – „Name des Feuers“; Schemesch – „Sonne“).

Seine Wurzel Šamaš („SMS“ / 300-40-300) bedeutet in allen semitischen Sprachen „Sonne“. Wie die Sonne erzeugt das neunte Licht ewiges Leben. Die Sonne und die ihr zugeordnete Gottheit namens Schamasch stehen für die Überwindung des Todes durch ein Bewusstsein der Existenz ewiger Wahrheit und Gerechtigkeit. Schamasch gilt deshalb auch als der oberste Gesetzgeber und als „der „Richter von Himmel und Erde”.

Über den ältesten Gesetzestext, den wir kennen, dem Codex Hammurabi, thront die Gottheit Schamasch. Sie übergibt dem König Hammurabi die Gesetze.

Die alten Könige beriefen sich immer wieder auf die Qualitäten von Schamasch, denn er war übernatürlich und stand mit seiner Existenz hinter der Welt und diente deren Bewusstseinsentwicklung. Seine Leben entfachende und Leben erhaltende Qualität besitzt er aufgrund seiner „über die Natur der Dinge hinausgehende Funktion“ (33). Sie dient und lebt ewig.

Wenn wir dafür ein Symbol in den Naturwissenschaften suchen, dann finden wir es im Symbol des Sonnenlichtes. Das aus Photonen bestehende Licht (3) bewegt (3) sich über Äonen hinweg fort, ohne einen Verlust zu erleiden. Während es das Leben hervorbringt macht die elektromagnetische Lichtwelle nichts anderes als sich ständig von der elektrischen in magnetische Energie umzuwandeln und umgekehrt – das aber vollständig, ohne Vorbehalt und „Rest“. Es wirkt (3), wie es das Gesetz der Vierheit verlangt, in wahrhaftiger Weise (quadrierend) quasi auf sich selbst (33). Der aus profaner Sicht so erscheinende „übernatürliche Charakter“ solch hohen Bewusstseins findet aus der naturwissenschaftlichen Sicht heraus im Licht seinen Ausdruck nicht nur wegen seiner totalen Funktion (3). Dem Aspekt von Welle, Funktion und Energie steht der des konkret Körperhaften und Gegenständlichen in Form von Quanten (4) gegenüber (4). Auch dort erscheint uns das Licht „übernatürlich“, weil seine kleinsten „Teilchen“, die Photonen, – für uns unverständlich – keinerlei Masse haben.

Das Licht vereint die größten aller Gegensätze. Ihm verdanken wir unsere Existenz. Es ist das natürliche UND das übernatürliche Vorbild der in aller Natur (4) vorbereiteten Entwicklung des Bewusstseins (5).

[1] 2. Buch Moses 37,17-24:

17 Und er machte die Leuchte (Menora) aus reinem Gold.                                   (⏏1  rein + Gold  = 1 x 1 = 1 )

      Er machte die Leuchte in getriebener Arbeit.                                                         (⏏2  gebogen, krummlinig, differenziert)

Ihr Schaft und ihr Arm, ihre Kelche, ihre Knäufe und ihre Blühte sie waren aus ihr heraus.   (6x das „beziehende ihr“)

18  Und 6 Arme ausgehend von ihrer Seite:                                                                   (⏏ 2 -> 6)

Drei Arme der Leuchte aus ihrer Seite der einen und                      (⏏ +3)

drei Arme der Leuchte aus ihrer Seite der anderen.                         (⏏ −3)

19      Drei Kelche mandelblütenförmige an-ihrem-Arm dem-einen,   Knauf und Blüte. (Mandelform/Oval, ⏏ 1+2, rund + anders)

Und-drei Kelche mandelblütenförmige an ihrem Arm dem anderen, Knauf und Blüte, (Mandelform/Oval, ⏏ 2+1, anders + rund)

gleich der 6 Arme herausführend von-der-Leuchte.

20 Und-an-der-Leuchte waren vier mandelblütenförmige Kelche, (bestehend aus) ihren-Knäufe und ihren Blüten. (⏏ vollkommen)

21 und zwar ein Knauf unter den zwei von ihm Armen, ein Knauf unter den <nächsten> zwei von ihm Armen und ein Knauf unter den zwei von ihm Armen; entsprechend-sechs  der von-ihr herausführenden Arme.

22 Ihre Knäufe und ihre Arme aus-ihr-heraus  sie-waren, alle-sie in-getriebener Arbeit ein (1-400-5 Ganzes) reines Gold.

23 Und er machte ihre Lampen sieben und ihre Dochtscheren Und ihre Feuerbecken reinen Goldes.

24 Aus (einem) reinen Goldtalent er machte sie und alle ihre Geräte.

[2] Nach anderen Überlieferungen kommt der Begriff Chanukka von: Chanu – sie ruhten Kaf He – am 25. – denn am fünfundzwanzigsten wurde ihnen Ruhe von ihren Feinden zuteil.