Eine Sammlung zum Thema Zahlen von Dr. Michael Stelzner
Wahre Schöne Gute
(Wahre Schöne Gute.docx)
Das Wahre, Schöne, Gute spricht von einer Triade, die als Einheit empfunden wird. Sie wird als solche empfunden, obwohl sie in drei voneinander unterschiedene Aspekte gegliedert ist – in das Wahre, das Schöne und das Gute. Es ist die Eigenschaft der Dreizahl, die das nahelegt. Denn: Das einmal in Aspekte zerfallene Ganze muss nicht mehr zwingend als Einheit empfunden werden. Die Dreizahl aber lenkt unser Empfinden auf eine alles verbindende, ursprüngliche Einheit zurück.
Was wahr ist, das sollte seiner Natur nach als schön und gut empfunden werden. Wir aber empfinden es nicht immer so. Wahr ist auch, dass die Trennung zum Leben gehört, das Leben erst ermöglicht und sich uns deshalb mitunter aufzwingt. Denken wir an den Tod. Der ist wahr und durchaus nicht immer schön. Um auch ihm dem ihm gebührenden Platz zu geben, müssen wir triadisch denken und handeln, d.h. das miteinander verbinden, was aus einer einfachen, linearen Betrachtung heraus nicht zusammen passt. Wir müssen versuchen, uns aus der Gegensatzperspektive von Leben und Tod herauszuheben und einen dritten Standpunkt finden, von dem heraus die Zusammengehörigkeit beider Aspekte erkennbar und „einsichtig“ wird. Das gelingt nur über die Dreizahl, das Dreieck. Es zeigt und lehrt uns die in allem Sein enthaltene Rückverbindung zur Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit.
Die erste aller möglichen Rückverbindungen, gewissermaßen die Urrückverbindung ist die Rückbindung der Zweizahl an die Eins (1<-2). Sie ist in der heiligen hebräischen Sprache das bestimmende Element im Namen Abram (1-2-200-40), des Urvaters des Glaubens an sich. Deshalb begründet der Name Abram das, was als die wahre Religion bezeichnet wird und als Archetyp schon vor der Aufspaltung in Judentum, Christentum und Islam seinen Ursprung hat (beachte: Der Urvater Abraham wirkte schon vor der Entstehung des Volkes Israel und war demnach noch keine Jude!).
Die biblisch-hebräische Sprache nennt noch ein anderes Wort, das diese Urrückverbindung von 1 und 2 (1-2-…) demonstriert. Es ist das Wort „fürwahr“ im Sinne von „gewiss“ und „Gewissheit“.[i] Das ist folgerichtig und konsequent, denn es gibt nichts, was wahrer wäre als die Rückverbindung alles Seienden (2) an die Einheit, an das Sein (1) an sich. Um das aber zu erkennen, benötigt es ein archetypisch Drittes, dass sich aus der Ebene des Profanen, aus der Ebene des Linearen 1-2 erhebt und aus dieser neuen Sicht heraus, die Leistung vollbringen kann, die scheinbar unüberbrückbaren Gegensätze miteinander zu verbinden. Das bedeutet in der Zahlensprache, der Drei ihren erhöhten, dimensionserweiternden Standpunkt einzuräumen, der das Dreieck hervorbringt. Die auf die lineare Schreibweise angewiesene Buchstabenfolge der geschriebenen Sprache kennzeichnet solche erhöhte 3 als 30. Deshalb besteht das geschrieben hebräische Wort „fürwahr“ aus 3 Zahlen in der Abfolge 1-2—30. Die das Ende bildende 30 symbolisiert die höhere Dimension, die das Dreieck und seine gegenüber der Linearität entstehende Fläche ermöglicht indem es die Linie der scheinbar unüberbrückbaren Gegensätze (1-2) überwächst.
Das, was etwas überwächst, tut das nicht, indem es einen der beiden profan erscheinenden Pole in der Linearität verdrängt oder tötet, sondern indem es diesen auf rechte Weise zur Geltung und Wirkung bringt. Das scheinbar Negative erhält einen Platz und einen Ausdruck. Das Trennende fordert zu einer aktiven, verbindenden Leistung heraus. Das trifft insbesondere das Bewusstsein, das der größtmöglichen Abtrennung, dem Tod gegenübersteht.
Deshalb hat die Zahlenfolge 1-2-30 mit seiner Bedeutung von „fürwahr“ eine zweite Bedeutung. Sie drückt zugleich auch „Trauer“ (Totenklage) aus (Gen 42,21 u.a.). Das ist folgerichtig, denn wahr ist nicht nur das Gute und Schöne im profanen Sinn. Wahr ist auch die Trennung im linearen Erleben. Sie will vom allein Wahren zum Schönen und Guten werden. Das Empfinden von Schönem und Guten ist subjektiv. Es ist die Leistung des Subjekts sind, die es hervorbringt. Das Schöne und Gute liegen bekanntlich im Auge des Betrachters.
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Im „bewähren“ liegt „Wahrheit“. Was sich bewährt, das bewährt sich nicht zufällig sondern bewährt sich deshalb, weil in ihm Wahrheit liegt. Was diese Wahrheit nicht hat, das wird frühzeitiger hinweggefegt.
[i] „Fürwahr“ und „wahrlich“ werden in der hebräischen heiligen Schrift der Genesis mit unterschiedlichen Zahlenfolgen ausgedrückt. Diese sind 20-10 (Gen 4,23 22,16), 1-20 (Gen 29,14 44,28) und 1-2-30 (Gen 17,19 42,21). Sie haben aber ein gemeinsames Kennzeichen. Es sind Zahlenkombinationen sind, welche die ersten zwei Archetypen der linearen Zahlenfolge (1 und 2) dimensionsübergreifend verbinden. Mindestens einer der Buchstaben übersteigt jeweils die einfachen Zahlenwerte und greift in die nächsthöhere Dimension der Zehnerfolge (10, 20 oder 30). Auf diese Weise wird die niedere Dimension mit der nächsthöheren verbunden. Das Dimensionsübergreifende ist eine wesentliche Eigenschaft des eigentlich Wahren.
Der Archetyp 3 steht schon für sich für eine höhere Dimension. Die 3 übersteigt ihrer Natur nach die Linearität der „Linie 1—2“ und bringt so die Fläche des Dreiecks hervor. In der begrenzten, linearen Schreibweise der Buchstaben wird diese Qualität durch die Zahl 30 ausgedrückt. Platon nennt diese Triade, das „Wahre, Schöne, Gute“.
(s.a. meinen ausführlicheren Aufsatz über 1-2-30 in Bu—123/ 1-2-30.doc)